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8 Jul

Migräne

Bevor wir etwas genauer über die Migräne sprechen, möchte ich kurz ein paar persönliche Worte loswerden.
Tägliche lebe ich in zwei völlig unterschiedlichen Bereichen: Zum einen in der Medizin und zum anderen in der Fashion- und Beautywelt.
Für beide Themen brenne ich und ich möchte diese Themen in Zukunft nicht mehr so strikt trennen.

Da die Resonanz so groß war, werde ich in Zukunft auch mal ab und zu ein paar informative, etwas mehr wissenschaftliche und medizinische Themen hier einfließen lassen.
Ich bin immer noch etwas enttäuscht darüber, dass das Bild von uns Bloggern weiterhin belächelt wird.
Erzähle ich von meinem Blog, ernte ich nicht sonderlich viel Begeisterung. Die Akzeptanz, dass es sich hierbei um einen anspruchsvollen Beruf handelt, ist nach wie vor nicht vorhanden.

Berichte ich aber stattdessen dass ich angehende Ärztin bin, erhalte ich Respekt. Das ist schade, denn beides ist meine Leidenschaft und gleichermaßen fordernd.
Natürlich ist Fashion und Beauty für mich auch eine Art Ausgleich, aber auch aus medizinischer Sicht, gehe ich mittlerweile immer öfter an Themen wie zum Beispiel Skin Care heran.
Deshalb wollte ich Euch in Zukunft ein wenig mitnehmen, wenn sich diese Bereiche überschneiden.
Mir ist es wichtig gegen ein paar Vorurteile zu kämpfen:

Nur weil ich für manche ein Modepüppchen bin, heißt das nicht dass ich dumm bin. Und nur weil ich in einem wissenschaftlichen Beruf tätig bin, bedeutet das nicht, dass ich mich als Frau nicht für Mode oder Beauty interessieren darf.

Es herrscht mir zu wenig Akzeptanz für Frauen, die erfolgreich und intelligent sind und zugleich für Themen wie Mode brennen.

Da ich selbst betroffen bin, möchte ich heute das Thema Migräne einmal etwas genauer beleuchten.

Kopfschmerz ist nicht gleich Kopfschmerz.

In der Medizin werden Kopfschmerzen zum einen in die primären oder die sekundären Kopfschmerzen unterteilt.
Die Migräne zählt zur Gruppe der primären Kopfschmerzen. Zu dieser Gruppe gehören zum Beispiel noch die Spannungskopfschmerzen oder der Cluster Kopfschmerz. Aber heute soll es sich um die Migräne handeln.

Was ist überhaupt Migräne?

Bei der Migräne handelt es sich um meist einseitige lokalisierte Kopfschmerzen, die in unregelmäßigen Abständen auftreten und zum Teil von Übelkeit, Erbrechen oder in 10-30% der Fälle von einer sogenannten Aura begleitet werden können.

Der Kopfschmerz ist pulsierend, pochend oder hämmernd und dauert ca. 4-72 h an.
Eine Sonderform der klassischen Migräne, ist die bereits oben erwähnte Migräne mit Aura. Hierbei kommt es zusätzlich zu den Kopfschmerzen zu Sehstörungen oder Sensibilitätsstörungen.

Wie entsteht Migräne?

Puh gar nicht so einfach, denn selbst die Mediziner sind sich dessen noch nicht ganz so bewusst. Im Fachjargon: Die pathophysiologische Grundlage ist bisher nicht eindeutig geklärt.

Es gibt Theorien, die den wahrscheinlichen Mechanismus erklären.
Hier einmal kurz und knapp:
Bei der Migräne kommt es zu einer Funktionsstörung des Gehirns, der Hirnhäute und den dazugehörigen Blutgefäßen. Für diese Funktionsstörung gibt es eine erbliche Veranlagung.
Man geht davon aus, dass ein gewisser Bereich im Hirnstamm aktiviert und verstärkt durchblutet wird. Nennen wir diesen Bereich mal „Migräne Zentrum“.
Die Nervenzellen in diesem „Migräne-Zentrum“ reagieren über-empfindlich auf Veränderungen wie eine vermehrte Durchblutung zum Beispiel.

Jetzt kommt noch eine weitere Komponente hinzu. Ein Gesichtsnerv.
Dieser lässt uns Schmerzen im Gesichtsbereich spüren.
Zwischen den Blutgefäßen im Gehirn und den Nervenzellen dieses Gesichtsnervs, bestehen wichtige Verbindungen: Feinste Äste dieses Nervs finden sich nämlich in allen Blutgefäßen im Gehirn.

Zurück zum „Migräne-Zentrum“: Wir haben jetzt also eine Überaktivität von Nervenzellen in unserem sog. Migräne-Zentrum, diese Überaktivität sorgt dafür, dass unser Gesichtsnerv Schmerzsignale an unser Gehirn schickt.

Und jetzt kommt es zu einer kleinen Kettenreaktion: Durch die Schmerzsignale werden Botenstoffe ausgeschüttet.
Diese sorgen zum einen dafür, dass sich unsere Blutgefäße erweitern und zum anderen auch entzündliche Stoffe freigesetzt werden.

Somit haben wir am Ende eine Art Entzündung. Diese Entzündung wiederum verursacht weitere Schmerzimpulse und bewirkt letztlich den Migräne-Kopfschmerz.

Jetzt erklärt sich übrigens auch, wie es zu diesem typischen, pulsierenden Schmerz kommt: Die Entzündung erhöht die Schmerzempfindlichkeit. Somit wird jede Pulsschlagwelle des Blutes als Schmerz empfunden. Daher der pulsierende Kopfschmerz.

Das war der wissenschaftliche Teil.
Was einige von Euch bestimmt schon gehört haben: Es gibt einige innere und äußere Faktoren die eine Migräne begünstigen können. Diese Faktoren nennt man Trigger. Das sind ganz individuelle Faktoren, die man im Laufe der Zeit häufig selbst herausfindet. Bei mir zum Beispiel war es Zyklus bedingt. Bei anderen sind es bestimmte Nahrungsmittel, oder Stress.
Diese Trigger können also einen Migräne Anfall auslösen.

Woher weiss ich nun, ob ich Migräne habe?

Dies solltet Ihr unbedingt bei einem Arzt abklären lassen. Entweder bei Eurem Hausarzt oder einem Neurologen. Hilfreich kann es sein, wenn Ihr ein Kopfschmerz Tagebuch anlegt.

Ihr notiert Euch über einen längeren Zeitraum wann die Kopfschmerzen auftreten, die Dauer, die Art, die Intensität etc..
Ihr solltet auch darauf achten, ob sich die Kopfschmerzen bei körperlicher Belastung zunehmen oder unverändert sind.
Das Tagebuch hilft nicht nur Euch, sondern auch dem Arzt bei der Diagnosestellung.

Kommen wir nun zu dem wohl spannendsten Thema: Der Therapie.

Ich betone nochmals: Ihr müsst eigenständig einen Arzt aufsuchen und Euch beraten lassen.
Hier ist nur ein kleiner Überblick und MEIN bisheriger Weg.
Grundsätzlich gilt zu sagen, es handelt sich bei der Migräne um eine chronische Erkrankung, die nicht heilbar ist.
In der Therapie unterscheidet man eine Akut-Therapie von einer Prophylaxe.

Die Akut-Therapie soll den akuten Kopfschmerz im Anfall unterdrücken und so dem Patienten den Schmerz nehmen.
Die Prophylaxe soll die Häufigkeit der Anfälle, sowie deren Intensität vermindern.

Wer also nur zwei Mal im Jahr Migräne hat, sollte also eher erstmal auf die Akut-Therapie zurückgreifen.

Für die Prophylaxe sollte man diverse Kriterien erfüllen. Angefangen bei der Häufigkeit der Attacken im Monat, bis hin zur Intensität etc. gibt es hier verschiedene Punkte die man mit seinem Arzt evaluieren sollte.

Akut Therapie

Ziel hierbei ist es die Schmerzen und die Begleitsymptome zu lindern. Man sollte immer im Hinterkopf behalten, dass die Attacke noch im Hintergrund abläuft, selbst wenn der Schmerz durch die Akut-Therapie behoben ist.

Außerdem sollte man sich gut vor äußeren Reizen abschirmen und sich während einer Attacke in abgedunkelten, ruhigen Räumen aufhalten.
Ich weiss selbst wie blöd dieser Hinweis ist, denn wenn man einem normalen Alltag nachgeht, kann man sich nicht so einfach in einen abgedunkelten, ruhigen Raum legen. Solltet Ihr aber die Möglichkeit haben: Tut es!
Zur Behandlung sind verschiedene Medikamente zugelassen: Klassische Schmerzmittel wie Aspirin oder Ibuprofen bis hin zu den sogenannten Triptanen. Das müsst Ihr selbst mit Eurem Arzt besprechen. Eines ist aber wichtig bei der Migräne: Je eher man das Medikament einnimmt, desto besser wirkt es!

Migräne Prophylaxe

Bei der Migräne Prophylaxe möchte man die Dauer, die Häufigkeit und die Intensität der Attacken vermindern.
Die Prophylaxe erfolgt zum Beispiel mit Medikamenten, die eigentlich zur Blutdrucksenkung verwendet werden: Sog. Beta-Blocker oder Calcium-Antagonisten.

Aber auch Medikamente, die zur Behandlung bei Epilepsie oder Depressionen angewandt werden, kommen hier zum Einsatz.

Neu ist Erenumab. Hierbei handelt es sich um einen sogenannten Antikörper. Dieser wurde 2018 zugelassen und greift in den Entstehungsprozess der Migräne ein. Er hemmt einen bestimmten Botenstoff, der zur Weitstellung der Blutgefäße im Gehirn führt. Hier solltet Ihr Euch aber genau beraten lassen, denn die Krankenkassen übernehmen die aktuell sehr hohen Kosten nur unter bestimmten Voraussetzungen.

Natürlich ist das die rein medikamentöse Therapie. Es gibt noch so vieles weitere zu beachten – sei es vom meiden der Trigger bis hin zu Enstspannungstherapien etc. . Das würde hier aber den Rahmen sprengen.

Zu meiner Geschichte:

Zu Beginn hatte ich nur ein paar Mal im Jahr Migräne.
Diese verschwand anfangs auch nach ein paar Stunden wieder.
Die Anfälle häuften sich leider im Laufe der Zeit und traten häufig begleitend zu meiner Periode auf. Somit war erstmal für mich klar: Mein Zyklus ist der Trigger. Um dies zu verhindern fing ich an die Pille ohne Pause einzunehmen. Das klappte auch einige Jahre ganz gut. Doch in der letzten Zeit leider nicht mehr… Die Anfälle häuften sich – auch zyklusunabhängig.
Sowohl die Dauer als auch die Intensität nahmen zu. Gegen den Schmerz haben bei mir leider nur noch Triptane geholfen.
Diese funktionieren bei mir nach wie vor sehr gut und zuverlässig. Jedoch sollte die Einnahme von Schmerzmitteln oder eben auch die Einnahme von Triptanen, nicht mehr als 10 x pro Monat und nicht länger als 3 Tage hintereinander erfolgen. Sonst besteht die Gefahr eines medikamenteninduzierten Kopfschmerzes. Also ein Dauerkopfschmerz, der durch die zu häufige Einnahme der Medikamente entsteht.

Deshalb habe ich mich nochmal bei einem Neurologen vorgestellt und meine Möglichkeiten mit ihm besprochen. Es wurden sämtliche andere Ursachen ausgeschlossen und so entschied ich mich für eine prophylaktische Therapie.
Bei mir wurde es letztlich ein sogenanntes „Sartan“.
Also auch eine Art Blutdrucksenker. Bisher sind Sartane noch nicht ganz so bekannt wie die Prophylaxe mit Beta-Blockern, aber in Studien gleichwertig gut, mit einem teilweise niedrigeren Nebenwirkungsprofil.
Sollte es doch mal zu einem Migräneanfall kommen, nehme ich weiter meine Medikamente zur Akut-Therapie.

Ich nehme die Prophylaxe nun seit knapp einem Monat und hatte bisher tatsächlich nur einen Migräneanfall. Für mich ein wahnsinniger Fortschritt, im Vergleich zu der Häufigkeit davor. Hier möchte ich nochmals betonen, dass die Prophylaxe die Migräne nicht ganz verhindern kann. Hier geht es lediglich darum die Häufigkeit, die Intensität und die Dauer der Anfälle zu reduzieren.
Ich habe bisher keine Nebenwirkungen verspürt und hoffe, dass es weiterhin so gut funktioniert.

Ich bin gespannt wie euch der Twist zu diesen Themen gefällt und freue mich auf Euer Feedback. Gerne könnt Ihr mir auch ein paar Anregungen hinterlassen, welche Themen Euch noch interessieren würden.

Sophia

Sophia ist eine der beiden Gründerinnen des erfolgreichen Mode- und Lifestyleblogs The Skinny and The Curvy One. Als „The Skinny one“ präsentiert sie ihren Lesern nicht nur Mode, sondern nimmt diese auch mit auf Reisen, berichtet über die aktuellsten Lifestylethemen und gibt oftmals auch einen privaten Einblick in ihre Gedanken. Durch die Gründung des Blogs kann Sophia ihre Leidenschaft für Mode zum Ausdruck bringen und hat so genug Raum für ihre Kreativität geschaffen. Dies ist somit der perfekte Ausgleich zu ihrem Medizinstudium.

5 Comments
  • Cynthia

    Ein sehr informativer Post mit vielen Details die einem so glaube ich gar nicht bewusst sind.

    Was mich auch mal sehr interessieren würde, Hautunreinheiten im Gesicht lassen sich auf verschiedene Magen-Darm oder Unterleibsleiden etc zurückführen wenn du dazu mal einen Post verfassen würdest oder Tipps gegen Pickel oder kleinere Unreinheiten.

    Ganz liebe Grüße

    8. Juli 2019 at 22:36 Antworten
  • mirjam

    das thema passt gerade sehr gut zu mir.
    bin 32 und habe ca seit 25 jahren kopfschmerzen, mal mehr mal weniger.
    wurde natürlich schon von verschiedenen ärzten begutachet inkl mrt etc… diagnose: spannungskopfschmerz.
    klassiker. „Machen sie physio & nehmen sie schmerzmitel, das wird schon“. mit der zeit und den jahren, kam ich selber auf meine trigger, reagiere zB auf bestimmte gerüche besonders, und mein kopfschmerz ist extrem zyklusabhängig. hab mich nicht mehr drum gekümmert, den hab eh „nur“ spannungskopfschmerz. hab es halt ausgehalten. durch zufall (!!) kam ich vor einem monat zu nem kopfschmerzspezialisten. und zack, ich hab eine diagnose: ganz klar migräne, welche extrem heftig mit meinen hormonen zusammenspielt. habe jetzt auch triptane bekommen und werde begleitend noch eine spezielle therapie machen. bin froh nun endlich zu wissen was es wirklich ist, und das es hilfe gibt. daher würde ich sehr gerne mehr darüber lesen, da ich auf dem gebiet ja noch frischling bin. und allgemein mehr mit medizinischem hintergrund zu themen wie beauty etc zu lesen find ich sehr spannend 🙂

    8. Juli 2019 at 23:05 Antworten
  • Uli

    Hallo Sophia,

    Dein Post hat mir sehr gut gefallen.
    Schön, dass du dich nicht auf ein Entweder/Oder reduzieren lässt.
    Entweder Mode oder Medizin.

    Wir sind doch alle vielschichtig und das macht uns spannend.

    Ich freue mich auf weitere medizinische Themen von dir.

    10. August 2019 at 10:32 Antworten

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