Der zweite Abschnitt der Ärztlichen Prüfung, früher bekannt als das „Hammerexamen“ liegt nun schon zwei Wochen zurück. Ich habe viele Nachrichten dazu bekommen und möchte Euch deshalb von meinen Erfahrungen in einem Blogpost erzählen.
Hier findet Ihr nochmal Infos zu meinem Medizinstudium im Allgemeinen.
Bei dem sogenannten „Hammerexamen“ handelt es sich um die zweite große Prüfung im Medizinstudium, mit dessen bestehen man im Anschluss an das praktische Jahr und die mündliche Prüfung, die Approbation zur Ausübung ärztlicher Tätigkeiten erhält.
Wie lang hast Du gelernt?
Ich habe im Dezember 2018 mit dem Lernen begonnen. Die meisten Studenten lernen anhand eines „100 Tage Lernplans“.
Dieser Lernplan enthält keine freien Tage oder Ähnliches, deshalb sollte man vorher genau abzählen, ab wann es wirklich nur noch 100 Tage bis zum Hammerexamen sind und wieviele freie Tage man benötigt. Ich wollte mir genug Puffer im Dezember schaffen. Das hat leider nicht so gut geklappt, aufgrund von familiären Ereignissen.
Nun gut ich war dennoch während dieser 100 Tage meistens gut in der Zeit und musste zum Ende hin nur ab und zu zwei Lerntage an einem schaffen. Das ist besonders zum Ende hin leichter, da hier die kleineren Fächer behandelt werden.
In den letzten 14 Tagen bearbeitet man die letzten Examina und hat keinen neuen Stoff mehr. Hier hat es sich angeboten wichtige und häufig gefragte Themen zu wiederholen.
Leider war diese Strategie dieses Jahr sinnlos, denn es wurden vermehrt kleine Fächer und seltenere Themen abgefragt. Und somit sind einige Studenten in Bezug auf die Examensvorbereitung im Moment überfragt.
Wie sieht so ein Lerntag aus?
Ich bin ein absoluter Frühaufsteher!
Ich bin morgens aufnahmefähiger und außerdem war es mir wichtig abends „frei“ zu haben.
Entweder mein Tag startete mit einer Stunde Sport um 6 Uhr, oder ich saß zwischen 6 und 7 Uhr am Schreibtisch. Hier habe ich mit einem Online Programm gelernt, dass die meisten Medizinstudenten verwenden. Jeden Tag standen verschiedene Themen auf dem Plan.
War man hiermit fertig wurde gekreuzt. Der Begriff „kreuzen“ bedeutet übrigens alte Examensfragen zu bearbeiten und da es sich hier immer um Multiple choice handelt, heisst es einfach sein Kreuzchen zu setzen.
Das hat sich manchmal schon bis 18 Uhr gezogen. Es gab Tage da musste ich einen Lerntag auf zwei aufteilen, da ich es einfach nicht geschafft habe.
Aber auch Tage an denen ich aufnahmefähiger war und mir alles leichter gefallen ist. Es gab nicht so gute Tage, da habe ich um 14 Uhr abgebrochen. Es war ein Auf und ab…
Die Vorbereitungsphase
Ich habe auf vieles verzichtet. Aber nicht auf alles. Ich habe immer mal wieder darauf gehört was mein Körper und mein Gefühl zu allem sagt. Irgendwann zehrt es einfach sehr an den Nerven und man hat schlichtweg keine Lust mehr.
Man hat Angst, denn wer soll sich bitte an Dinge erinnern, die er vor 100 Tagen einmal gelernt hat? Es gibt nämlich keine wirkliche Wiederholungsphase. Alles in allem war es nicht schön. Weder für mich, noch für mein näheres Umfeld. Der Sonntag vor dem Examen, war für mich der schlimmste Tag. Ich habe fast nur geweint, war unruhig und einfach durch mit allem. Ich hab mich auch irgendwie allein gefühlt, denn keiner kann wirklich nachvollziehen was man da gerade macht. Es sei denn man ist selbst Medizinstudent.
Wie läuft das Examen ab?
Das Hammerexamen findet an drei aufeinander folgenden Tagen statt.
Pro Tag hat man jeweils 5 Stunden um ca. 100 Fragen zu beantworten.
Meiner Meinung nach kommt man mit der Zeit ganz gut hin.
5 Stunden können einfach unglaublich lang sein.
Ich war froh über jede Stunde die vergangen ist und mich näher zum Ende des Examens brachte.
Am letzten Tag des Examens findet dann meist eine große Feier vor den Prüfungsörtlichkeiten ab. Freunde und Familie warten mit dem ein oder anderen alkoholischen Getränk und man spürt eine wahnsinnige Erleichterung bei allen.
Ich hätte danach nur weinen können, weil eine solche enorme Last von mir abgefallen ist. Und leider hat es keiner von meinen Engsten an diesem Tag geschafft… Von ein paar Mitleidenden wurde ich aber sehr nett aufgenommen und mit Sekt versorgt, so dass die Tränen noch ein bisschen warten mussten.
Nach so einem langen Vorlauf und den drei Tagen Examen ist man erstmal eines: MÜDE.
Ich habe wirklich knapp zwei Wochen gebraucht um mich zu erholen. Das klingt absurd, ich weiss. Ich träume noch ab und zu von meinem Examen, bin aber im Moment einfach froh frei zu haben. Ob ich es geschafft habe oder nicht ist noch unklar. Falls ja, wäre es die größte Erleichterung jemals. Falls nein, mache ich es einfach nochmal, auch wenn das mit Sicherheit härter wird als davor.
Zwei Eindrücke die ich wohl nie vergessen werde:
Am 1. Tag des Examens, stand ein Mädchen vor mir, das geweint hat. Ich hätte am liebsten auch geweint.
Am letzten Tag, nach dem Examen, stand ein Mädchen vor mir, das während dieser drei Tage quasi meine Sitznachbarin war. Auch sie hat geweint, dieses Mal aber mit einem Bier in der Hand und vor Erleichterung, sie umarmte mich und freute sich.
Christine Lamparter
Ich drück dir ganz fest die Daumen, dass du bestanden hast und dir das nicht nochmal antun musst!??